Washington

Washington (dpa) – Für eine Botschaft der Einigkeit und der Stärke ist er gekommen. Am 40. Tag seiner Präsidentschaft tritt Donald Trump vor den Kongress, vor Senatoren und Abgeordnete, Richter und Militärs. Eine Erneuerung des amerikanischen Geistes erlebe man.

Kräftig sei Amerika, stolz und frei. Früh lässt Trump den uramerikanischen Geist aus Pathos, Härte, Zuversicht und Anpacken in den Saal. Das ist sein Abend. Heute kein Keifen.

Auch wenn Trump alle umstrittenen Ziele wiederholt, Botschaften aus dem Wahlkampf einmal mehr ins Amt verlängert, seine Rhetorik ist bei weitem nicht so tiefschwarz und aggressiv wie bei seinem Antritt. Manchmal überkommt es ihn, dann klatscht er ein bisschen für sich selber. Bemerkenswerterweise ist das Sakko geschlossen. Der Kragen ist größer und höher.

Offensichtlich will Trump staatsmännischer sein. Echter, einigender Präsident für alle. Er reklamiert Optimismus und Patriotismus, und er spricht dabei alle an: Alle hätten dasselbe Blut, grüßten dieselbe Flagge, seien ein Volk mit einem Schicksal. Das gehe nur zusammen.

Auch wenn Trump dabei die Wärme fehlt und alles Charismatische, diese Botschaft hat er noch nicht allzu oft verbreitet. Er wirkt in dieser Nacht zum Mittwoch, als habe er etwas verstanden. Der Saal quittiert es mit einer erleichterten Standing Ovation nach der anderen. Die Demokraten bleiben ein ums andere Mal sitzen. Zerknirschte Gesichter, um Würde bemüht. Stilles Kopfschütteln, seltenes Klatschen.

Die Reaktionen am Tag danach sind fast durchgängig positiv. Umfragen ergeben ein gutes Echo, auch wenn dies in der Einordnung schwächer ausfällt als bei den Amtsvorgängern. Fast alle großen Medien loben Trump für seinen neuen Ton. Dass derselbe Wein in anderem Schlauch daherkam, wird nicht immer erwähnt. Die Welt dürfte keinen neuen Trump erlebt haben. Er, ganz Reality-TV-Star, ist Meister der punktgenauen Inszenierung. Gegeben wurde der integrierende, äußerlich moderate Staatsmann. Morgen schon kann das wieder ganz anders sein.

Die Mittelklasse, der amerikanische Arbeiter, Jobs, die Interessen Amerikas, – das ist Trumps Achse, darum dreht sich alles. Zu lange hätten die USA ein globales Projekt nach dem anderen finanziert, während die Innenstädte vor die Hunde gegangen seien. Für Trump ist das blinder Globalismus, und der sei nun zu Ende. Amerika zuerst.

Während hinter ihm Vize Mike Pence und der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, entrückt lächeln, fährt Trump in exakt einer Stunde einmal durch das gesamte Themenregal vom Islamischen Staat (IS) über Steuern bis zum Militär. Das kannte man, auch wenn Trump es in den hellen Rahmen einer geschlossenen, disziplinierten, im Vergleich gut gearbeiteten Teleprompter-Rede hängt. Als er den Kampf gegen Obamacare erwähnt, brüllt der Saal vor Jubel auf. Von den Millionen, die sich im Land vom Verlust ihrer Versicherung bedroht sehen, ist keiner im Saal.

Insgesamt bietet Trump nicht viel Substanz. Er bleibt oft ungefähr und allgemein, deutet an, streift. Nichts Konkretes, viele Pläne.

Auch im eher schmalen außenpolitischen Teil ist Trump vergleichsweise zahm. Die Botschaften sind unverändert, aber sie klingen verhaltener, höflicher, weniger ungehobelt. Gleichwohl: Internationaler wird die Zukunft des Landes in den nächsten Jahren wohl kaum werden.

Eine kleine Bombe zündet Trump fast versteckt. Er sei bereit für eine echte Einwanderungsreform, wolle das ganze System verändern. Daran haben sich Generationen die Zähne ausgebissen. Gerade erst hat Trump massenhafter Abschiebung die Tür geöffnet. Berichte über friedliche Immigranten-Familien häufen sich, die nach jahrzehntelanger Arbeit im Land auseinander gerissen werden, über Nacht deportiert.

Trump nennt Kanada als Vorbild und Australien, aber keine Details. Einwanderung definiert er als Wirtschaftsthema. War das hier nur ein Testballon? Eine solche Reform wäre eine Riesensache. In den acht Jahren unter Barack Obama hatten die Republikaner nicht das geringste Interesse daran.

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